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Tag 438 + 4

Es tat gestern noch ordentlich weh. Die Vorstellung den Tiger nicht mehr anfassen zu können ist unbeschreiblich. Ich habe nochmal lange seine Hand gehalten. Sie war kalt, weil sein Körper gekühlt werden musste. Aber seine Hände kannte ich In und Auswendig. In den letzten Jahren hatte ich immer seine Hand gehalten, damit er einschlafen konnte. Sie war kalt, aber sehr weich und wie immer einfach…..mein Tiger.

Später bot mir Lisa vom Familenteam an, dass ich ihn noch mal halten könnte….. wenn ich will. Ich war irritiert und wollte erst nicht. Aber ich habe es dann trotzdem getan. Ja er war kalt, aber er war immer noch mein Kind. Ich habe ihm unser Schlaflied vorgesungen und ihn im Arm geschaukelt. Gesagt wie sehr ich ihn Liebe und das es mir so leid tut, dass er gehen musste. Dieser Moment, war einer der unbeschreiblichsten in meinem Leben. Ihn noch mal halten zu dürfen, zu spüren, war unfassbar schön. Es gibt von diesem Moment Fotos. Aber die gehören nur mir.

Der Tiger sollte um 17.30 das Hospiz verlassen. Wir hatten schon vorher entschieden, welche Menschen ihn dabei begleiten. Alle die ihn so intensiv begleitet haben. Till hat den Tiger in den Sarg gelegt, Papa, Till, Chrissi und Nora haben den Sarg getragen. Michelle hatte die Urne, Lisa die Kiste mit Julius Spielzeug. Ein Spalier aus Kerzen und Seifenblasen, dazu…..

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Es war sehr emotional. Dieses Kind hat einfach so viele Menschen bewegt und berührt. In einem Meer aus Seifenblasen wurde Julius Kiste zum Bestatter getragen. Julius Papa und ich lagen uns weinend in den Armen. Ihn Abfahren zu sehen war schwer.

Weil der Tiger auszog, stand auch mein Auszug fest. Das viel mir sehr sehr schwer. Ich hatte das Gefühl als würde ich zu Hause ausziehen. Hier gibt es so viele großartige Menschen die in der schlimmsten Stunde unseres Lebens an unserer Seite waren. Aber ohne meinen Tiger konnte und wollte ich nicht bleiben.

Beim verabschieden schaute ich in viele Tränenerfüllte Gesichter. Und eigentlich ist das gar nichts für mich. Normal winke ich und geh, hier musste aber jeder von gedrückt werden. „Zu Gast bei Freunden“ hat Christoph immer gesagt. Niemand ging bevor ich abgefahren war. Während der Rückfahrt hab ich nur geweint.

Zu Hause wurde ich bereits erwartet. Meine tollen Nachbarn halfen mir das Auto leer zu räumen. Ich war müde, ging durch die Wohnung, dachte “ tolle Wohnung „…. fühlte mich aber doch erst ganz schön fremd.

Meine Nachbarn haben gegrillt und wir haben lange zusammen erzählt. Ich war ja mehr als neun Wochen weg.

In meiner Wohnung war es komisch. Der Tiger war überall in jeder Ecke. Aber es war so leise. An Schlaf war erst gar nicht zu denken. JULIUS fehlt mir so. Ein wechselbad der Gefühle.

Ich bin dann irgendwann eingeschlafen im Wohnzimmer auf der Couch. Im Schlafzimmer geht das leider noch nicht. Ich hab auch ganz gut geschlafen. Kurz aber ohne schlimmer Träume.

Heute morgen war ich sehr durcheinander. Was mach ich zuerst. Was ist wichtig und was nicht. Dann hab ich erst mal Julius Tablet in die Küche gestellt und Mr. Bean abgemacht.

Da ich irgendwie desorentiert war, beschloss ich erst mal einlaufen zu fahren.

Bin aber vorher noch zum Friedhof gefahren. Julius Garten (Grabstätte) habe ich bereits im August 2018 reserviert.

Er hat ein sonniges Plätzchen, deshalb hat er auch seine Rote Sonnenbrille dabei 😎.

Danach bin ich noch zur Kita gefahren. Julius blaue Gruppe wir ihm auf seinem letzten Weg auch noch Bilder und gebasteltes mitgeben.

Seine Sachen aus der Kita mit zunehmen, fühlte sich gar nicht gut an. Wir haben aber ein (finde ich) tolle Lösung gefunden.

Dieser Coole Typ (mein zukünftiges Patenkind) geht ab Augustus in Julius Kitagruppe. Er wir Julius Sachen bekommen. Und er zieht ins Eisenbahnfach und schläft in Julius Bett.

So bleibt der Tiger doch noch in der blauen Gruppe. Das ist eine tolle Lösung.

Ich hab es dann doch noch geschaffr einkaufen zu fahren. Ich konnte aber nicht in unseren Stammdiscouter fahren. Julius ist dort immer direkt zu den Autos gelaufen und hat mit mir verhandel was er denn noch in seinem Fuhrpark bräuchte. Auch das Einkaufen selbst war kommisch. Ich hab immer wieder nach Kindersachen gesucht…oder Dingen die der Tiger gerne gegessen hat.

Chickenwing und Babybell

Die Babybell haben eine wichtige Bedeutung für mich. Ich durfte im Hospiz keinen Babybell alleine aufmachen. Das hat Julius gemacht. Essen wollte er sie nicht. Nur aufmachen und ich bekam dann im vier kleinen Stückchen. Das wusste im Hospiz jeder. Der Tiger hat auch auf seinem letzten Weg einen Babybell dabei.

Ich bin sehr erschöpft. Brauch immer wieder ne Pause.

Aber der Tiger ist immer bei mir.

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