Tag 438 + 413
Wieder zu Hause. Ich kann es noch nicht ganz realisieren, dass es jetzt geschafft ist. So oft war es geplant und dann wurde das Kind dann doch immer wieder krank. Das nach Julius tot der Notfallsanitäer auf meinem Plan stehen würde, wusste ich, habe es aber lange verdrängt.
Dann kam Coron und ich dachte, ich hab noch Zeit. Doch dann musste alles ganz schnell gehen…..
Alle Unterlagen waren dann irgendwann alle zusammen gesammelt. Aber es war für mich der pure Stress. Um Julius 1. Todestag, auch noch zwischen den Diensten und den Coronaauflagen der Behörden alles irgendwie zusammensammeln…..horror für mich 😔.
Ich war vor Beginn des Lehrgangs schon am Ende und hatte schlimme Einbrüche. Da ich von meiner Feuerwehr die einzige Teilnehmerin war, hatte ich keinen vertrauten an meiner Seite. Das bereitet mir im Vorfeld schon Sorgen. Besonders, wenn es mal schlimme Tigerblues Tage geben sollten. Julius Geburtstag stand im Lehrgang ja auch an😔😪. Aber…. es kam anders als gedacht😉.
Ich berichtete ja in meiner Vorstellungsrunde am ersten Lehrgangstag kurz über meinen Verlust. Und hatte auch damit ein besseres Gefühl. Ich stieß auf viel Verständnis. Schon am ersten Tag freundet ich mich mit Meinold aus Stolberg an. Er hatte auch einen lieben Menschen auf dramatische weise verloren. Seinen Bruder Ludger. Ein verbündeter😉, der verstand wie schwer es wae, ohne den Lieblings Mensch leben zu müssen.
Da die Kollegen aus Stolberg und ich im gleichen Hotel untergebracht waren, haben Meinold und ich oft zusammen gelernt oder haben einfach nur über seinen Bruder oder Julius gequatsch.
Es gab aber auch Menschen die mit diesem Thema nicht so gut umgehend konnten. Tod und Trauer betrifft ja nicht jeden und manche Menschen die es nicht betrifft wollten sich partout auch nicht damit beschäftigen. Ich habe dafür Verständnis. Damit sich niemand dadurch gestört fühlte, haben Meinold und ich über das Thema gesprochen, wenn wir spazieren waren. Das wir alleine spazieren waren veranlasste andere zum lästern.
Und auch ich als Frau wurde kritisiert….. “ Frauen haben bei der Feuerwehr nichts zu suchen“ Begründung des Kollegen: sie erfüllen nicht die gleichen körperlichen Voraussetzungen wie Männer.
Ich kenne diese Sprüche nur zu gut. In 15 Jahren Feuerwehr, hab ich mir so einiges anhören dürfen. Ich habe das nie kommentiert oder mich gerechtfertigt. Warum auch. Für mein Geschlecht kann ich nichts und ich fühle mich als Frau auch sehr gut. Man muss sich dabei immer vor Augen führen, von wem solchen Sprüche kommen. Menschen die nicht den Mut haben, einem Dinge ins Gesicht zu sagen, nur lästern. Selbst Feuerwehrmann sind, aber ein dreistelliges Gewicht mit sich herum schleppen und mich in meinem Job kritisieren…. mit denen verschwende ich nicht meine Zeit. Ich muss darüber echt lachen, was gibt es nur für Vollidioten auf der Welt. Aber ihr habt eure Daseins Berechtigung😉.
Aber zurück zum wesentlichen…ich schweife sonst noch mehr ab😂🙈
Die letzte Woche war besonders hart. Prüfungswoche bei 30 °Grad. Ich hab kaum geschlafen. Mein Kopf war voll mit Medikamenten, SOPs, ABCDE Schema…. und Krankheitsbildern. Ich hab oft geweint, weil ich so erschöpft war. Aber es hat sich gelohnt. Nach 2 stressigen Prüfungstagen… sind wir jetzt Notfallsanitäter. Endlich 🥰
Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt…..
…und einen Freund und gefunden 😊
Nächste Woche gibt’s mehr Infos zum Tigersong. Und am Donnerstag gibt es mein Radiointerview bei WDR 5.
Bleibt bitte alle gesund, wir bleiben tapfer😘.
Ein Kommentar
Franz
Dass, leider, leider, VIELE Mit-„Menschen“ mit den Themen „Tod“ bzw. „tödliche Erkrankung“ NICHT oder nicht angemessen umgehen können, stellt einen nie versiegenden Quell für großen Verdruss und schmerzlicher Traurigkeit dar. Ob diese „Herren“(und leider auch Damen) wohl über die notwendig vorauszusetzenden charakteriologischen Eigenschaften für die Ausübung ihrer überaus verantwortungsvollen beruflichen Tätigkeit verfügen?
Empathisches Mitgefühl, bei gleichzeitiger aktiver Einsatzfähigkeit, ist, leider Gottes, nicht jedem oder jeder in die Wiege gelegt. DAS gilt auch für eine Vielzahl anderer(helfender, bildender, betreuender) Berufe, in denen es (neben der fachlichen Qualifikation) AUCH entscheidend auf die Fähigkeit zur empathischen Zuwendung ankommt!